Workshop „Rückholung, Ungewissheiten und Vertrauen“

Gemeinsamer Workshop mit der Arbeitsgruppe Bevölkerung (AGBe)

„Wer entscheidet eigentlich über die Rückholung? Bürger:innen diskutieren über den Fall, dass die Monitoringdaten auf eine unerwartete Entwicklung  im Endlager hindeuten.“

Am Institut für Geomechanik und Geotechnik in Braunschweig fand am 21.10. bis 22.10.2022 ein Workshop mit der Arbeitsgruppe Bevölkerung (AGBe) statt. Es war der zweite zum Thema „Ungewissheiten, Rückholung und Vertrauen“ des Modul 3 des TAPs TRUST. Das Team des Modul 3 wurde bei der Durchführung von Modul 1 und Modul 4 unterstützt.

Am ersten Tag standen inhaltliche Vorträge, aufgelockert durch Interaktion, kleinere Übungen und Experimente, im Vordergrund. Es ging dabei um die Abläufe bei einer Rückholung, das Wirtsgestein Tonstein im Standortauswahlverfahren, um Ungewissheiten bei der Endlagerung und um das numerische Modell zur Rückholung. Zu numerischen Modellen wurde aus der AGBe gesagt, dass viele Annahmen im Vorfeld getroffen würden. Wichtig sei, diese zu kommunizieren, denn gehe in Zukunft etwas verloren oder würden Aspekte vergessen, stimmten nachher die Simulationsergebnisse nicht mit der beobachteten Realität überein. Komplettiert wurde der Tag mit einem Vortrag von Arne Othmer (Modul 4), über Ungewissheiten bei der physikalischen Abbildung des Stoffverhaltens von Ton an einem Beispiel eines Benchmarks basierend auf Daten einer Auffahrung im Untertagelabor Bure (Frankreich).

Am zweiten Tag wurde nach einer kurzen Aufwärmübung mit Hilfe unterschiedlicher methodischer Ansätze das Szenario einer möglichen Rückholung und den damit verbundenen Entscheidungsprozessen diskutiert. Dafür wurde das Szenario beschrieben, dass Monitoringdaten vom Jahr 2065 (also 15 Jahre nach der ursprünglich geplanten Einlagerung 2050) zeigen, dass in einem Bereich des Endlagers eine Abweichung von der geplanten Entwicklung vorliegt. Eine Gruppe Wissenschaftler:innen interpretiert dies als akzeptabel, eine andere weist darauf hin, dass dadurch die Langzeitsicherheit gefährdet würde. Mit der Methodik des „Rich Pictures“ wurde nun durch die AGBe (getrennt in zwei Untergruppen) graphisch erarbeitet, wie die Gesellschaft in einem solchen Fall interagieren würde, insbesondere wo, wann und von wem Entscheidungen getroffen werden müssten. Die „Rich Pictures“ beider Gruppen waren sehr unterschiedlich, wobei die Rolle von Medien, Politik und Wissenschaft ähnlich bewertet wurde.

Bei einer zweiten Übung wurden zunächst Ungewissheiten zweimal auf Kärtchen geschrieben, wie z.B. „Klimaentwicklung“ oder „finanzielle Entwicklung“. Diese wurden anschließend an Pinnwänden nach Akzeptanz (der eigenen und der vermuteten in der Gesellschaft) sortiert. Eine negative „finanzielle Entwicklung“ wurde z.B. wenig akzeptiert, da die Finanzierung einer Rückholung gesichert sein muss. Im zweiten Schritt wurden Möglichkeiten zum Umgang mit Ungewissheiten gebrainstormt und die Ungewissheiten aus Schritt 1 jeweils zu diesen Möglichkeiten zugeordnet (z.B. Interpretationsungewissheiten zu „Ungewissheiten gewichten/ kategorisieren). Auf einer dritten Pinnwand wurde schließlich diskutiert, wer in Entscheidungen über den Umgang mit Ungewissheiten einbezogen werden solle. Dabei wurde auf Fach- und Erfahrungswissen hingewiesen, dass bei Wissenschaftler:innen (Natur- und Sozialwissenschaftler:innen), und Praktiker:innen (z.B. vom Endlagerbetreiber) vorhanden sei. Diese sollten der Politik Entscheidungskriterien geben und die Politik müsse ihrerseits Voraussetzungen schaffen, dass jeder, der einen sinnvollen konstruktiven Beitrag leisten kann, sich in die Diskussion einbringen könne.

Bei der AGBe kam der Workshop insgesamt positiv an. Für gut befunden wurde beispielsweise, am ersten Tag zunächst die technischen Sachverhalte zu klären und erst am zweiten Tag in eine intensivere Gruppenarbeitsphase einzusteigen. Inhaltlich kamen u.a. Rückfragen zu Maßnahmenkatalogen und Zuständigkeiten für das diskutierte Szenario und generell zur Zeitspanne, in der eine Rückholung durchgeführt werden würde.

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