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Safety Case: Stakeholder-Perspektiven und Transdisziplinarität

Im TAP SAFE wird transdisziplinär untersucht, ob und inwieweit Sichtweisen von Nicht-Spezialisten nahelegen, das Konzept des Safety Case (vgl. z. B. die "Safety Case Brochure" der OECD/NEA) anzupassen oder weiterzuentwickeln, um so die Diskurs- und Beratungsfähigkeit zu verbessern.

Verantwortlich: Prof. Dr. Klaus-Jürgen Röhlig (TUC-IELF)

Projektarbeit im TAP SAFE

  • Über Ansätze zur „Kommunikation des Safety Case (SC)“ (vgl. z. B. OECD/NEA 2017) hinausgehend, sollen Potentiale und Gründe für Dissens zum SC herausgearbeitet, unterschiedliche Ansichten jenseits der Fachwelt identifiziert und eingeordnet werden. Ferner ist der Bezug zu technischen Inhalten herzustellen.

    Im Einzelnen sind folgende Fragen zu betrachten:

    1. In welchem Verhältnis steht der SC als Instrument mit seiner Rolle, seinen Prämissen, organisatorischen Voraussetzungen und Inhalten zu den Erwartungen der interessierten Öffentlichkeit?

    2. Welche Wahrnehmungsmuster und Framing-Effekte stehen im Vordergrund? Welche Heurismen sind von Bedeutung?

    3. Welche zentralen Paradigmen, Aspekte des Sicherheits- und des Nachweiskonzepts und Ergebnisse von Sicherheitsuntersuchungen bzw. des SC werden von Stakeholdern und in der interessierten Zivilgesellschaft als relevant angesehen und wie wird ihre Rolle im Standortauswahlverfahren eingeschätzt?

    • Zentrale Paradigmen (z. B. passive Sicherheit/Wartungsfreiheit, Bewertungszeitraum) und ihr Bezug zu Weltsicht- und Wertefragen sowie Interessensfragen als Konfliktebene der Risikopartizipation
    • Aspekte des Sicherheits- und Nachweiskonzepts, z. B. Einschluss durch unterschiedliche Barrieretypen, Redundanz und Diversität, Konservativitäten, Szenarien, numerische Modellierung und Indikatoren, Umgang mit Ungewissheiten / Vertrauensbildung, Umgang mit Wahrscheinlichkeitsaussagen
    • Ergebnisse, z. B. Verwendung von Sicherheitsindikatoren (z. B. effektive jährliche Dosis) zur Sicherheitsbewertung, Aussagen zum Verhalten von Barrieren und zur Robustheit
    • Rolle von Sicherheitsuntersuchungen im Standortauswahlverfahren und Bezug zu Kriterien des Standortauswahlgesetzes

    4. Wie können Ungewissheiten, die von Menschen verursachten Entwicklungen (Future Human Actions, Human Intrusion) in näherer und fernerer Zukunft betreffen, differenzierter als bisher in den SC einbezogen werden?

    5. Welche Möglichkeiten bestehen, über einen transdisziplinären Ansatz zu Änderungen oder Ergänzungen bezüglich der Gestaltung des SC zu gelangen?

    • Wie sind die sicherheitsrelevanten Vor- und Nachteile von Monitoring zu bewerten und gegeneinander abzuwägen (Kooperation mit den TAP TRUST und DIPRO)?
    • Wie werden Leistungsprofil, Kompetenz und Erfahrung sowie Integrität der beteiligten Institutionen, sowohl aufseiten der Planung und Umsetzung als auch aufseiten der Aufsicht und Genehmigung wahrgenommen? Wie werden sie bzgl. der „Kriterien zur Zuschreibung von Vertrauenswürdigkeit“ eingeschätzt? Welche Anforderungen sind an die Sicherheitskultur dieser Institutionen und möglicher partizipativer Foren / Gremien zu stellen?
    • Wie kann aktive Partizipation im  SC transdisziplinär gestaltet werden? Welche Möglichkeiten bestehen zu Ausrichtungen kommunikativer Konzepte für den Safety Case?
    • Wie sollten diese Änderungen oder Ergänzungen ausgestaltet werden?

    6. Können die Zusammenführung von professioneller Risikoabschätzung einerseits und Risikowahrnehmung in der interessierten Öffentlichkeit andererseits und damit die Akzeptabilität des Standortauswahlprozesses durch gelebte diskursive Beteiligung am  SC gefördert werden?

  • Das Konzept des Safety Case (SC) für Endlager ist mit seinen Stärken, Grenzen und Schnittstellen zu analysieren und mittels transdisziplinärer Forschung auf Möglichkeiten der Weiterentwicklung zu untersuchen.

    Der Themenkorridor wird dabei durch folgende Fragen definiert:

    • Welches sind die Stärken und Grenzen des Konzepts? Wie kann es zu einer Sicherheitsdiskussion interessierter Akteure beitragen? Welche Rolle kann es als professionelles Tool in einem transparenten Verfahren einnehmen?
    • Kann das SC-Konzept unter Einbezug von Sichtweisen von Nicht-Spezialisten in Bezug auf den in Deutschland einzuschlagenden Entsorgungsweg angepasst werden?
    • Kann es entsprechend weiterentwickelt und damit die Diskurs- und Beratungsfähigkeit verbessert werden?
    • Welche Argumente gibt es für den Einbezug von Sichtweisen von Nicht-Spezialisten in Sicherheitsuntersuchungen, welche sprechen dagegen?

    Im Laufe der Debatte um die Endlagerung radioaktiver Abfälle wurde bereits frühzeitig aus Teilen der interessierten Öffentlichkeit Kritik an der Vorgehensweise beim Nachweis der Langzeitsicherheit geübt. Diese Kritik betrifft neben der Methodik auch Paradigmen wie das der passiven Sicherheit, das des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs (ewG) oder das des Betrachtungszeitraums von einer Million Jahren. Aus der Literatur wie auch aus persönlichen Erfahrungen ergibt sich, dass insbesondere die Möglichkeit, Sicherheit für eine Million Jahre zu gewährleisten und zu zeigen, häufig angezweifelt wird und dass in diesem Zusammenhang, aber auch aus anderen Gründen, dem Konzept der passiven Sicherheit der Wunsch nach langfristiger aktiver Überwachung gegenübergestellt wird.

    Diese Fragestellung ist auch in Zusammenhang mit den im Standortauswahlgesetz vorgesehenen Sicherheitsuntersuchungen relevant. Diese sind in den drei Phasen des Verfahrens jeweils als eine Grundlage der Auswahlentscheidungen vorgesehen.

  • Im Rahmen der analytischen Vorbereitung werden zunächst Akteure mit Erfahrungen zum Werkzeug SC (Safety Case) im Rahmen einer Fokusgruppe zur Strukturierung der weiteren Arbeit herangezogen. Davon ausgehend wird dann in transdisziplinären (TD) empirischen Untersuchungen über die Gruppe der Spezialisten hinausgegangen:

    • In mindestens zwei Veranstaltungen wird sich die Arbeitsgruppe Bevölkerung (vgl. TAP TRUST) mit den Grundlagen des SC-Konzeptes auseinandersetzen und Meinungen, Kritiken, Wünsche und Empfehlungen formulieren (stellvertretend für eine Beteiligung der Öffentlichkeit).
    • Parallel dazu wird das Konzept Gegenstand der TD-Fallstudie sowie der Lehrveranstaltung im Studium Generale des EDU-Moduls 8 sein (stellvertretend für eine Beteiligung der Öffentlichkeit).
    • Beteiligte aus der Schweiz (beratende Expertenkommissionen, Fachgruppen Sicherheit, kantonale Experten) und Deutschland (rekrutiert z. B. aus Teilnehmern der Regionenworkshops der Endlagerkommission, NGO-Beratern) werden in Dialogformaten durch Spezialisten-Input informiert und formulieren Meinungen, Kritiken, Wünsche und Empfehlungen (betroffene Personengruppen).

    Die Ergebnisse und ggf. die Schlussfolgerungen zur Erweiterung des Konzepts des SC werden zum Abschluss des Vorhabens der Kritik von Spezialisten und weiteren sozialen Akteuren ausgesetzt, anschließend reflektiert und ggf. modifiziert. Die Ergebnisse werden in einer zu publizierenden Dissertation zusammengefasst.

    In den Modulen des TAP SAFE erfolgen neben den genannten Arbeiten disziplinäre und interdisziplinäre Untersuchungen zu Aspekten des Safety Case, die in die beschriebenen transdisziplinären Formate eingebracht werden. Eine visuelle Darstellung zu den Modulen, Schnittstellen und Kooperationen finden Sie hier.

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